Pitchen oder Networken – Das ist hier die Frage

Expertenrunde diskutiert über Chancen und Herausforderungen für Startups in der Imaging-Branche.

Frankfurt am Main, 18. Oktober 2019 – Im Rahmen der Berlin Photo Week lud der Photoindustrie-Verband (PIV) zum 3. PIV Startup Day und brachte junge Gründer mit Startup-Experten sowie Vertreter der Industrie zusammen. Mit dabei waren Eray Basar (img.ly), Philipp Baumgaertel (Cherrydeck), Dr. Tonino Greco (Sony), Guido Jacobs (Canon), Andreas Marx (KLens), Gerrit Rössler (Berlin Partner) und Christian Senitz (EyeEm). Durch die Talkrunde führte Torsten Jensen (Ernst & Young).

Bild v. l. n. re. Gerrit Rössler, Eray Basar, Dr. Tonino Greco, Philipp Baumgaertel, Guido Jacobs, Christian Senitz, Andreas Marx, Torsten Jensen
Bild v. l. n. re.
Gerrit Rössler, Eray Basar, Dr. Tonino Greco, Philipp Baumgaertel, Guido Jacobs, Christian Senitz, Andreas Marx, Torsten Jensen

Wer ein Startup gründet, muss bereit sein, zu pitchen. Nicht nur seit Veranstaltungen wie „Die Höhle der Löwen“ sprießen Startup-Events inflationär aus dem Boden. Aber wie effektiv und nachhaltig ist eine regelmäßige Teilnahme an solchen Wettbewerben? Dieser sowie weiteren Fragen, versuchten die anwesenden Teilnehmer in einer Podiumsdiskussion am 11. Oktober 2019 auf den Grund zu gehen.

Für KLens, dem Gewinner des 2. PIV Startup Pitch 2018, hat der Sieg viel Rückenwind für die weitere Entwicklung gegeben. En gros räumten die Startup-Vertreter aber ein, dass ihnen die Face-2-Face Kommunikation mit einem Verantwortlichen mehr wert sei als ein Wettbewerb. In der weiteren Diskussion waren sich alle Anwesenden darüber einig, dass letztlich die Zusammensetzung des Publikums ausschlaggebend dafür ist, ob die Teilnahme an einem Pitch sinnvoll ist oder nicht. Denn solange nicht die Entscheider an der Veranstaltung teilnehmen, erzielt man, wenn man investierte Vorbereitungszeit, mögliche Reisekosten etc. dagegen hält, selten einen nachhaltigen Gewinn. Ebenso können Einladungen von Seiten der Industrie für Frustration sorgen, wenn auch hier die Entscheider nicht mit am Tisch, sondern z. B. in Asien sitzen.

Dennoch sollten Jungunternehmer offen auf Unternehmen zugehen und das Gespräch suchen, empfiehlt Startup-Scout Greco. Wichtig seien dabei Transparenz und realistische Erwartungen. Ein Dialog bzw. die Erweiterung des Netzwerkes kann auch ohne einen Vertragsabschluss für das Weiterkommen förderlich sein bzw. bisher unbekannte Mankos im Geschäftsmodell aufdecken.

Ein weiteres Schlagwort, welches die Diskutanten beschäftigte, war die Finanzierung. Je nachdem in welchem Entwicklungszustand sich ein Produkt befindet, kann es bis zu einem Jahr dauern, bis der Investor seine Unterstützung zusagt. Rössler verwies auf die zahlreichen Förderprogramme, die viel häufiger in Anspruch genommen werden könnten. Allerdings sollten sich die Antragsteller*innen darüber im Klaren sein, dass auch dieser Prozess viel Zeit kostet. Somit ist eine solide Finanzierung von Beginn an unabdinglich.

Bei der Frage nach einem Hotspot für die Imaging-Branche unterstützen alle Basars Ansicht, dass aufgrund der Globalisierung die Software-Entwicklung ortsunabhängig abläuft. Heutzutage können Teams von unterschiedlichen Standorten aus, auf Programme und Projekte zugreifen. Die Dezentralität erhöht die Chance, hochqualifiziertes Fachpersonal zu finden. Hardware Hotspots der Industrie sind nach wie vor Japan und Südostasien. In Bezug auf die Entwicklung von Linsen sollte die Industrie ihr Augenmerk auf die Fortschritte in der Metamaterial-Forschung richten, die vor allem in den USA, z. B. im Massachusetts Institute of Technology (MIT), in Standford oder im Silicon Valley, vorangetrieben wird.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Schlüssel für einen erfolgreichen Dialog sowohl bei den Vertretern der New als auch der Old Economy in der Transparenz nach Innen und Außen liegt. Hinzu kommen Vertrauen und realistische Erwartungen. Des Weiteren sollten sich die beteiligten Parteien mögliche Unterschiede in der Unternehmenskultur bzw. -struktur bewusst machen. Während ein Startup wie Cherrydeck auf Direktmarketing-Maßnahmen über Instagram und Facebook Ads zurückgreifen kann, wäre ein solcher Schritt für ein Unternehmen wie Canon oder Sony nicht möglich. Die Frage nach der richtigen Kunen- und Investorenakquise lässt sich somit nur individuell und nicht nach Schema F beantworten.