Virtual Reality: Durchbruch dank Porno?
Sex sells – auch in der virtuellen Realität. Im Netz sprießen immer mehr Kanäle mit VR-Inhalten für Erwachsene. Nicht zum ersten Mal könnte die Pornoindustrie einer neuen Technologie zum breiten Durchbruch verhelfen.
Das war ja klar, werden viele denken. Klar, dass es irgendwann so weit sein würde, dass die Pornoindustrie in die bildgewaltige Welt der Virtual Reality (VR) einsteigt.
Bisher machen Videospiele laut einer Analyse der US-Investmentbank Piper Jaffray den mit Abstand größten Anteil der weltweit konsumierten VR-Inhalte aus. Nun aber schickt sich eines der Schwergewichte der Pornoindustrie an, das Feld aufzurollen.
Der werbefinanzierte Streaming-Anbieter PornHub, der weltgrößte auf dem Markt, hat eine Virtual-Reality-Kategorie in sein Angebot aufgenommen und bietet diese – so wie alle anderen Inhalte – kostenfrei an.
60 Millionen Besucher täglich
Ein Push, der nun endgültig der gesamten VR-Branche zum Durchbruch verhelfen könnte. Denn während die VR-Games, so groß sie auch sind, nur für eine relativ begrenzte Community eine Rolle spielen, wird die PornHub-Initiative eine schweigende, aber erwartungsvolle und breite Masse ansprechen.
Dabei könnte der „for free“-Aspekt der entscheidende Punkt sein: PornHub steht dem Ranking der Internet-Reichweiten-Analysten von Alexa zufolge auf Platz 60 der weltweit am häufigsten besuchten Websites.
Nach eigener Aussage des Porno-Streamers riskieren rund 60 Millionen Besucher täglich mal einen kurzen oder auch etwas längeren Blick auf die illustren Filmchen „für Erwachsene“ – eine Menge dafür, dass die Seite eigentlich niemand kennt.
“Virtual Reality ist die nächste Phase in der sich ständig verändernden Welt des Adult Entertainment“, prognostiziert PornHub-Vizepräsident Corey Price bereits lautstark.
“Harley Gets a Tune Up” im 180-Grad-Sichtfeld
Die Inhalte im VR-Channel von PornHub werden vom Anbieter BaDoinkVR produziert, einem der Vorreiter in diesem Geschäft. Für die Sex-Filme mit der neuen Imagingtechnologie wird meist das komplette Sichtfeld von 180 Grad aufgezeichnet, aber auch 360-Grad-Videos für den Rundumblick stehen zum Download bereit.
Nun brauchen die Konsumenten nur noch eine geeignete VR-Brille, um in Filmen wie “Harley Gets a Tune Up” oder “Dominate and Be Dominated” lustvoll hin und her zu schauen.
Da können sich auch die Vorreiter Facebook (Oculus), Samsung (Gear) und HTC (Vive) freuen, denn ihre VR-Brillen-Modelle werden für diese speziellen VR-Trips unterstützt und dürften für klingelnde Kassen sorgen.
Nach Schätzungen von Piper Jaffray könnten VR-Pornos alleine auf dem US-Markt im Jahr 2025 eine Milliarde US-Dollar einbringen und damit eine der größten Einnahmequellen im Bereich der VR-Inhalte darstellen.
Startups setzen auf VR-Porn
Angesichts solch üppiger Prognosen wundert es nicht, dass immer mehr Porno-Anbieter auf die VR-Technik aufspringen. VirtualRealPorn aus Spanien etwa, der in der Branche populärste kommerzielle Anbieter, verdient als eines von ganz wenigen Unternehmen bereits Geld nur mit VR-Inhalten.
Eine Handvoll Software-Entwickler und Fotografen sahen den Boom offenbar kommen und gründeten das Startup vor drei Jahren. Inzwischen veröffentlicht die Firma wöchentlich Sex-Filme ausschließlich in 180-Grad-Perspektive. In den USA haben sich im vergangenen Jahr gleich mehr als ein Dutzend VR-Porn-Startups gebildet.
Andere Player in der Branche sind etwa Naughty America oder das kanadische Unternehmen Utherverse Digital, welches mit dem Angebot „Red Light Center“ die weltweit größte Adult Virtual Community bereithält, in der ein Avatar wie in „Second Life“ allerlei erotische Abenteuer erleben kann.
Sex-Content verhalf schon VHS zum Durchbruch
Es wäre nicht das erste Mal, dass erotische Inhalte medientechnischen Innovationen zum Durchbruch verhelfen. Schon in den 80er Jahren entschied sich der Wettstreit zwischen den Videokassetten-Formaten Video 2000, Betamax und VHS zugunsten des Letztgenannten.
Und warum? Genau: Die japanischen CE-Riesen JVC und Panasonic erlaubten, im Gegensatz etwa zu Philips bei Video 2000, den Vertrieb von Pornografie im VHS-Format.
Auch das Kabelfernsehen und viel später das Streaming-Video verdankten ihren Erfolg zu einem nicht unerheblichen Teil ihrer frühen Partnerschaft mit der Sexfilm-Industrie.
Und überhaupt, das Internet an sich: Mehr als ein Drittel des gesamten Traffics im Netz hat laut dem Analyse-Unternehmen Similarweb mit nackten Frauen und Männern zu tun.
Porno ist eben populär – und kann für die VR-Technologie ein potenter Partner sein.