Virtual Reality und 360-Grad-Bilder

Alles so schön rund hier

Virtual Reality (VR) verdreht immer mehr Menschen den Kopf und ist eines der Trendthemen der photokina 2016. Mit Computerbrillen für Virtual Reality tauchen Menschen ein in künstliche Welten, genießen mittendrin visuelle Urlaubserinnerungen auf neue Art oder komponieren beispielsweise Luftaufnahmen direkt aus der Perspektive des Kamera-Multicopters. Mit der bloßen Bewegung des Kopfes steuern Anwender das Geschehen und erleben dieses, als wären sie leibhaftig vor Ort. Der Start von Virtual Reality war holprig, doch jetzt mit den weiterentwickelten Möglichkeiten gewinnt der Markt an Breite und wächst mit großer Dynamik. Mit Displays, Linsen, Sensorik und Softwarelösungen sowie durch Kooperationen auch mit Startup-Unternehmen legen gerade die Imagingunternehmen die Grundlage für diese neuartigen Seherlebnisse.

DER MARKT

Die bekanntesten VR-Headsets sind leistungsstarke Modelle mit integrierten Displays und Sensoren für die Kopfsteuerung, die ein Kabel mit dem PC oder der Videokonsole verbindet. Am weltweiten Gesamtmarkt ist ihr Anteil mit 13 Prozent in 2016 jedoch gering. Weitaus bedeutender sind VR-Halterungen mit Vergrößerungslinsen, bei denen Smartphones als zentrale Display- und Recheneinheit dienen (87 Prozent, Quelle: Strategy Analytics).

Insgesamt prognostiziert IDC einen Absatz von fast 9 Millionen VR-Headsets weltweit in 2016. Bis 2020 könnte sich der jährliche Absatz auf 64,8 Millionen Einheiten vervielfachen. Andere Marktforscher gehen von ähnlich hohen Wachstumsraten aus. SuperData Research sieht einen Boom voraus: Von 3,7 Milliarden US-Dollar in 2016 dürfte der Umsatz weltweit auf 40,4 Milliarden US-Dollar in 2020 steigen.

Auch in Deutschland ist Virtual Reality angekommen. Laut Bitkom hat jeder zehnte Deutsche (9 Prozent) über 14 Jahren bereits eine VR-Brille ausprobiert. Und ein Drittel (31 Prozent) aller Deutschen kann sich zudem im Sommer 2016 vorstellen, ein Headset anzuschaffen. Im Vorjahr waren es noch 20 Prozent.

ANWENDUNGSBEREICHE

Virtual Reality ermöglicht neuartige Seherlebnisse über Gaming und Unterhaltungsfilme hinaus. Ein virtueller Rundumblick kann die Auswahl des Urlaubsziels oder der Neuwagen-Konfiguration erleichtern, den Adrenalinpegel bei der Achterbahnfahrt im Freizeitpark zusätzlich steigern oder den Platz in der ersten Reihe eines Live-Konzerts sichern. Auch Fotografen und Filmer profitieren durch neue Perspektiven. So etabliert sich derzeit mit VR-fähigen Rundum-Aufnahmen ein neues, faszinierendes Bilder-Genre. 360-Grad-Aufnahmen stellen die Atmosphäre auf einem Berggipfel, inmitten von Hochhäusern oder im blühenden Garten besonders plastisch dar. Die VR-Technologie erweitert zudem den kreativen Spielraum von Fotografen und Filmemachern, die sich nicht mehr darauf beschränken müssen, nur einen kleinen Ausschnitt einer Geschichte zu erzählen. Fotos oder Videos in 360 Grad erlauben ihnen, sehr viel mehr Details, Handlungsstränge und überraschende Wendungen zu präsentieren.

VR-Bilder in 360 Grad aufzunehmen, gelingt mit unterschiedlichem Aufwand bereits mit herkömmlichen Aufnahmegeräten. Weil das wachsende Genre auch im Kameramarkt neue Impulse setzt, werden wir wohl künftig eine große Vielzahl an neuen, spezialisierten Produkten sehen, die über das bereits erhältliche Angebot an 360-Grad-Kameras hinausgeht.

DER BEITRAG DER IMAGINGBRANCHE

Gelungene Erlebnisse in der virtuellen Realität bedürfen der Produktexpertise vieler Spezialisten. Wegen der augennahen Darstellung sind Display-Einheiten entscheidend, die möglichst viele Details auf kleinstem Raum darstellen, sodass einzelne Pixel nicht mehr erkennbar sind. Bei VR-Headsets mit Lupenlinsen ist trotz aller Elektronik weiterhin fundiertes optisches Know-how gefragt. Um die prinzipienbedingt typischen Verzerrungen bei 360-Grad-Aufnahmen zu minimieren, sind hochwertige Objektive, Sensoren und Bildprozessoren unverzichtbar. Software, die die Bearbeitung von VR- und 360-Grad-Panoramen erleichtert, ist ein weiteres, wachsendes Betätigungsfeld von Imagingunternehmen.

AUSBLICK

Je bekannter und verbreiteter VR-Brillen werden, desto mehr wächst das Angebot an Hardware und Software. Beinahe täglich kündigen Hersteller neue Headsets, Kameras, Spiele, Funktionen und Anwendungen an, die von vornherein für den VR-Rundumblick entwickelt wurden. Schon bald wird Virtual Reality im Repertoire vieler Fotografen und Filmer fest verankert sein. Die Imagingbranche trägt aktiv dazu bei, dass diese neue fantastische Welt immer lebendiger wird.

DREI MARKTSTRATEGIEN FÜR VIRTUAL-REALITY-BRILLEN

VR-Brillen sind das Schlüsselprodukt dieses jungen Marktes. Drei Produkttypen haben sich etabliert. Mechanische Brillen für mobile VR bilden das Einstiegssegment. Sie verfügen über keine elektronischen Komponenten. Smartphones dienen als Display- sowie Recheneinheit und werden in Sichtfeldhöhe in einer Halterung montiert. Augennahe Lupenlinsen vergrößern den Display-Inhalt. Die im Smartphone integrierten Sensoren setzen die Kopfbewegungen ins Geschehen um. Für praktisch alle aktuellen Smartphones ist ein mechanisches Brillen-Modell verfügbar. Papp-Varianten gibt es ab rund 10 Euro.

Im mittleren Preissegment angesiedelt, nutzen elektronische Brillen für mobile VR zusätzliche Sensoren und Tasten für eine präzisere Steuerung. Damit die Technik harmoniert, sind diese ab 100 Euro erhältlichen Modelle für ausgewählte Smartphones optimiert.

Stationäre VR-Brillen sind nichts für unterwegs. Ihre integrierten Displays empfangen Bildsignale per Kabelverbindung von einem PC oder einer Konsole. Diese Highend-Lösung ermöglicht sehr viel mehr Rechenstärke als mobile VR. Das begeistert unter anderem anspruchsvolle Videospieler, die bereit sind, dafür mehrere hundert Euro auszugeben.