Wachstumsperspektiven in der Imagingbranche:
Beste Chancen durch Ökosystemstrategie
Auf der Suche nach zukunftsweisenden Geschäftsmodellen versuchen viele Unternehmen den nächsten großen Technologietrend zu identifizieren. In einem sich schnell wandelnden Markt mit einer zunehmend vernetzten Produktlandschaft ist dies jedoch ein überholter Ansatz, ist der Photoindustrie-Verband e.V. (PIV) überzeugt. „Nachhaltige Wachstumschancen sichern sich vor allem diejenigen Unternehmen, die sich durch eine Vielfalt an Produkten und Services flexibel auf die vernetzte Lebens- und Arbeitswelt der Kunden einstellen“, erklärt PIV Geschäftsführer, Christian Müller-Rieker. Dies ist ein zentrales Ergebnis des PIV Branchentalks 2017, zur Zukunft des Imaging-marktes.
Marktimpulse durch wenige Megatrends, viele Folgetrends
Gesellschaft, Unternehmenslandschaft und Technologieentwicklungen sind viel zu komplex geworden, als dass sich daraus ein einzelner wirtschaftlicher Wachstumsbereich ableiten ließe, bestätigt die Marktforschung. „Während um die Jahrtausendwende noch vier Megatrends eine überschaubare und berechenbare Planungsgrundlage ermöglichten, sorgen in diesem Jahr 21 Megatrends und rund 100 Folgetrends für eine zunehmende Veränderungsdynamik“, erläuterte Michael Heidemann, Lead Telecom Germany bei der GfK auf dem PIV Branchentalk 2017.
Passend dazu gibt es eine immer größere Vielfalt an spezialisierten Technikprodukten für besondere Anwendungszwecke. Wer früher eine einzige leistungsstarke Kamera in der Tasche hatte, trägt jetzt mitunter beispielsweise auch eine 360-Grad-Kamera, gegebenenfalls eine Drohne, aber sehr sicher auch ein Smartphone und Tablet mit mobiler Bearbeitungssoftware sowie Zugang zu Cloudspeicher bei sich. Die Konnektivität per WLAN und Bluetooth ist inzwischen Standard. Daraus leitet Experte Heidemann ab: „Es gibt in absehbarer Zeit nicht das nächste ‚big thing’! Stattdessen werden viele kleine ‚connected things’ den Umsatz ankurbeln.“
Wichtige Wachstumstreiber für Imaginganwendungen
Als Querschnittstechnologie biete Imaging viele Anknüpfungspunkte. „Ich brauche überall Bilder – die Anzahl der Kameras wächst“, prognostiziert Heidemann. Wichtige Wachstumsfelder seien zum Beispiel:
- Künstliche Intelligenz: Wenn Roboter Aufgaben in Medizin und Altenpflege übernehmen und Autos den Fahrer ersetzen, bedarf es hochwertiger optischer Systeme inklusive Software zur verlässlichen Mustererkennung.
- Künstliche Realität: Ob Virtual Reality, Augmented Reality oder Mixed Reality – leistungsstarke Displays und Linsen sowie Tiefenkameras mit 3D-Blick und performante Softwareschnittstellen sind in allen Bereichen unverzichtbar. Ganz zu schweigen von 360-Grad-Kameras und Spezialzubehör wie Drohnen.
- Heimautomatisierung und Sicherheitstechnik: Lichtstarke Objektive, hochauflösende Sensoren, effiziente Signalverarbeitung und Bilddatenspeicherung sind Voraussetzung, um neue Lösungen für mehr Komfort und Sicherheit im vernetzten Heim zu schaffen.
Wege zum Wachstum
Vor diesem Hintergrund ist Marktforscher Michael Heidemann überzeugt: „Imaging bleibt ein hochinnovativer Markt“. Unerlässlich sei aber, dass sich Unternehmen die Frage stellen, wie neue Imagingprodukte oder -services in die „vernetzte Erlebniswelt“ des Kunden passen.
Vielfältige Schnittstellen zu gängigen Plattformen und Standards sowie Steueranwendungen für verschiedene Geräte seien ein wichtiger Faktor. Dabei kann es auch sinnvoll sein, Produktkategorien zu berücksichtigen, die erst auf den zweiten Blick einen Imagingbezug haben. Ein Beispiel sind Smartwatches, die sich zwar nicht als Minikameras für das Armband etabliert haben, aber per App als Fernbedienung für Kameras, Verwendung finden können.
Als Konsequenz werden sich erfolgreiche Anbieter nicht nur auf „high value“-Produkte beschränken können, deren Sättigung bei genau einer Einheit pro Kunde liegt. Da das Wachstum künftig von der Nachfrage nach einer Vielzahl vernetzter Geräte pro Kunde getrieben werden wird, sollten sich zukunftsorientierte Unternehmen auf einen „large volume“-Markt ausrichten.
„Neue Produktbereiche zu besetzen, biete gerade für etablierte Unternehmen große Chancen“, so Heidemann. Anders als frisch gestartete Player, können sie dabei von der Stärke ihrer Markenbekanntheit profitieren und mit einem Markteintritt den neuen Gerätekategorien einen großen Wachstumsschub verleihen.
PIV sieht beste Voraussetzungen für die Imagingbranche, um von dieser neuen Marktdynamik zu profitieren. „Imagingunternehmen vollziehen zunehmend den Schwenk von spezialisierten Anbietern für Endgeräte und Komponenten zu breit diversifizierten Herstellern für Hardware, Software und Services im B2C- und B2B-Bereich. Die Imaging-industrie ist sehr gut aufgestellt, um Kunden passende Imaginglösungen für eine vernetzte Lebens- und Arbeitswelt zu bieten“, betont PIV Geschäftsführer, Christian Müller-Rieker.