Bildstabilisierung
LUUV bringt Videofilmer zum Schweben
Wer seine Videofilme bequem und wackelfrei festhalten will, weiß einen Bildstabilisator zu schätzen. Genau deshalb hat das Berliner Startup LUUV ein handliches Schwebestativ entwickelt, das Filmen aus der Hand einfach macht – und bereits von unzähligen Videofilmern aus über 60 Ländern vorbestellt wurde.
Ein bisschen großes Kino mit kleiner Kamera. Sehr verlockend – haben sich unzählige Filmenthusiasten aus aller Welt gedacht, die sich auf den einschlägigen Crowdfunding-Plattformen für LUUV begeisterten. Mit der Idee zu einem kleinen Schwebestativ, das mobiles Filmen mit Smartphone oder Actioncam total einfach macht, konnte das Berliner Startup bereits auf Indiegogo eine Kampagne zum Erfolg führen und mehr als 67.000 US-Dollar einsammeln. Auf Kickstarter folgten über 1.600 Unterstützer mit insgesamt 325.000 Euro.
Sie warten nun geduldig darauf, dass die vier Gründer des Jungunternehmens mit „solidLUUV“ in die Produktion gehen. Und das dauert gar nicht mehr so lange: Ende Mai kündigte das Startup an, dass die ersten Teile in der Montagehalle eingetroffen sind.
Kernstück ist ein Drei-Achs-Gelenk, welches das Stativ von der Bewegung des Filmers trennt. Ein sehr komplexes Stück Technik, das aus mehr als 92 Einzelteilen gebaut wird. Damit kann der Kameramensch nach Belieben herumlaufen oder -springen, während die Aufnahme dabei ruhig und wackelfrei bleibt. Neben Smartphone oder Actioncam lassen sich auch Kompaktkameras bis 500 Gramm anbringen. Über 100 Prototypen hat das LUUV-Team mittlerweile getestet.
Die Idee zum handlichen Kamerastativ hatte Co-Founder und LUUV-CEO Felix Kochbeck, selbst eingefleischter Action-Sportler und vor allem Skate-, Kite- und Snowboard erprobt, mit seinen Freunden bei einem Snowboard-Trip. Wackelfrei sollten die Aufnahmen sein. Und das mit Equipment, das möglichst einfach zu bedienen ist und mit den unterschiedlichsten Kameras funktioniert.
„Es ging uns darum, einen mechanischen Bildstabilisator zu entwickeln, der einfacher, leichter, robuster und günstiger als bisherige Lösungen ist“, erklärt der Gründer. „Er sollte einfach mit einer Hand zu bedienen und schnell einzurichten sein.“
Mit einem Antippen des Stativs kann man deshalb auch über Kopf filmen, mit zwei Fingern lässt sich die Kamera während der Aufnahme einfach kippen und drehen.
Wilde Action-Aufnahmen: Bloß nicht verwackelt – aber nah dran
Eine prickelnde Idee ist das eine, die Unterstützung der „Crowd“ das andere. Irgendwie wollen eben richtig viele selbst auch ein bisschen Filmprofi sein und mindestens die eigenen Abenteuer mit Friends & Family so festhalten, dass man sie mit anderen teilt und gerne wieder anschaut. Hollywood-like eben, wo die Kamera voll dran ist – vor allem auch bei rasanten Action-Szenen.
Im wahren Leben ist das dann eben beim Skateboarden, Biken, Parkouring oder Herumalbern mit dem Lieblingshund und den lieben Kleinen. Klar geht es da wild zu – und man muss schnell sein beim Filmen, ohne wie Profis dabei teures Filmequipment wie Kran oder Gimbal einzusetzen.
„Stabilizers mausern sich in rasantem Tempo vom professionellen Filmequipment zu einem Standardzubehör für alle“, sagen die vier Freunde aus Berlin. Mit mehr als 46 Millionen Smartphone-Nutzern allein in Deutschland glaubt man das schnell – zumal die Bildqualität und Videofunktion von Smartphones auch immer besser wird.
Die Berliner Jungs von LUUV haben nicht nur bereits internationale Preise eingefahren, sondern das mechanische Stativ auch gleich noch um eine elektronische Stabilisierung erweitert. Diese Komponente nennt sich „ultraLUUV“ und wird in Zusammenarbeit mit den Gimbal-Spezialisten von Feiyu Tech realisiert. Von der CES 2016 konnte das Team dafür einen „Innovation Award“ mit nach Hause nehmen, „solidLUUV“ heimste den „ISPO Product of the Year Award 2015/2016″ ein. Damit reihen sie sich als Preisträger neben etablierten Kamera-Herstellern wie Canon und Ricoh ein.
In der Startup-Szene ist eine umfassende Vernetzung essentiell. Ein geeigneter Ort, um Kontakte zu anderen Gründern und etablierten Branchengrößen zu knüpfen und bestehende Verbindungen zu pflegen stellt für die Jungunternehmer aus Berlin die „photokina 2016 – furturezone“ dar. Erstmalig bietet die internationale Imaging Leitmesse der Gründerszene damit einen separaten Bereich, in dem sich junge Startups mit ihren Imaging Innovationen präsentieren können.
Funding und Investing durch die Crowd
Nach eigenen Angaben ist das Mini-Schwebestativ weltweit aus über 60 Ländern vorbestellt, das Kapital der Crowd wurde bislang in die Produktentwicklung und den Start der Produktion gesteckt. Nun hat sich das Startup über die Crowdinvesting-Plattform Companisto gerade auch die Finanzierung weiterer Schritte gesichert: Um die Produktion auszuweiten und internationale Geschäftsfelder zu erschließen, konnte das Gründer-Quartett dort rund 400.000 Euro einsammeln.
Anders als beim Crowdfunding, wo Unterstützer durch ihren Beitrag ein Produkt erwerben, sichern sich Investoren beim Crowdinvesting einen Anteil am Unternehmenswert und sind am Gewinn und eventuellen Exiterlösen beteiligt.
Diese Aussicht bei einem auf Grundlage von Marktchancen geschätzten Unternehmenswert von 2,5 Millionen Euro hat bei der jüngsten Finanzierungskampagne bis Ende März mehr als 600 „Companisten“ überzeugt.
Und klar, nicht zuletzt boomt der Videomarkt: Allein auf YouTube werden pro Minute weltweit über 400 Stunden Videomaterial hochgeladen und über die Hälfte der Deutschen schaut regelmäßig Videos online.